Warum die Kunden von Bauunternehmen weniger an Nachhaltigkeit interessiert sind als die Kunden von Architekten

Die zunehmende Aufmerksamkeit für Nachhaltigkeit in der Bauindustrie hat zur Entwicklung einer Vielzahl von nachhaltigen Optionen und Lösungen für Bauprodukte und -materialien geführt. Diese nachhaltigen Optionen haben oft einen höheren Preis, den die Menschen nicht immer bereit sind zu zahlen. Wenn man beispielsweise Architekten fragt, wird deutlich, dass nur etwa 3 von 10 ihrer Kunden bereit sind, in Nachhaltigkeit zu investieren.

Aber wie sieht es mit anderen Akteuren in der Wertschöpfungskette des Bauwesens aus? Um ein klareres Bild von der Bereitschaft zur Investition in Nachhaltigkeit im Bausektor zu erhalten, haben wir auch Generalunternehmer aus acht europäischen Ländern gefragt, inwieweit ihre Kunden nach nachhaltigen Lösungen fragen und bereit sind, in diese zu investieren.

Die Kunden von Auftragnehmern zeigen eine ähnliche Bereitschaft zu investieren wie die Kunden von Architekten

Laut den Auftragnehmern, die wir für den H1 2023 Contractor Monitor befragt haben, fragen in 30 % der Fälle ihre Kunden nach Nachhaltigkeit und sind tatsächlich auch bereit, dafür zu investieren. Dieser Anteil variiert jedoch je nach Land. Den höchsten Anteil an Kunden von Auftragnehmern, die bereit sind, in Nachhaltigkeit zu investieren, gibt es im Vereinigten Königreich, in Deutschland und in den Niederlanden. In Polen liegt dieser Anteil jedoch nur bei 15 %.

Wenn man die Antworten der Auftragnehmer aus allen Ländern zusammenfasst, ist der Anteil von 30 % der Kunden, die bereit sind, für Nachhaltigkeit zu zahlen, fast genau derselbe wie der Anteil der Kunden von Architekten, die bereit waren, in nachhaltige Lösungen zu investieren. Die Perspektive der Auftragnehmer bestätigt also, was wir bei Architekten gemessen haben, zumindest was die Investitionsbereitschaft betrifft.

Kunden von Auftragnehmern fragen jedoch seltener nach nachhaltigen Optionen.

Obwohl es eine ähnliche Bereitschaft gibt, in nachhaltige Lösungen zu investieren, gibt es einen signifikanten Unterschied, wenn es darum geht, überhaupt nach nachhaltigen Optionen zu fragen. Wie die Grafik zeigt, fragen in 36 % der Fälle die Kunden von Auftragnehmern überhaupt nicht nach nachhaltigen Optionen. Bei den Kunden von Architekten lag dieser Anteil 2023 nur bei 19 %.

Es scheint also, dass die Kunden von Auftragnehmern im Durchschnitt weniger an nachhaltigeren Optionen interessiert sind als die Kunden von Architekten. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass nachhaltige Optionen in Neubauprojekten häufiger berücksichtigt werden. Architekten sind in der Regel stärker in Neubauprojekte eingebunden, während Auftragnehmer oft auch Renovierungsprojekte durchführen, in denen nachhaltige Optionen im Allgemeinen weniger verbreitet oder anwendbar sind als im Neubau.

Der Zustand des Neubausegments beeinflusst die Akzeptanzrate nachhaltiger Bauweisen

Dieser Gedankengang bietet einen Ausblick auf die Akzeptanz von Nachhaltigkeit. Druck auf das Neubausegment, zum Beispiel aufgrund höherer Material- und Arbeitskosten oder aufgrund höherer Zinssätze, könnte die Akzeptanzrate nachhaltiger Bauweisen in Projekten von Auftragnehmern und Architekten erheblich beeinträchtigen. Höhere Kosten machen Investoren zögerlicher, und in vielen Fällen erfordert mehr Nachhaltigkeit höhere Investitionen.

Für einen vollständigen Überblick über den Einfluss und die Akzeptanz nachhaltiger Bauweisen in Projekten von Auftragnehmern aus acht europäischen Ländern verweisen wir auf den Contractor Monitor von USP Marketing Consultancy.